Schwierige Siebziger- und Achtzigerjahre
1970 waren erstmals mehr als 5000 Personen Mitglied in einem Schweizer Golfclub. Vor allem die grossen 18-Loch-Anlagen waren «voll» und trotzdem dauerte es ganze 13 Jahre bis nach Verbier (1969) und Schönenberg (1969), Bonmont (1982) Riederalp (1987) und Domaine Impérial (1987) wieder drei neue Plätze auf Schweizer Boden eingeweiht werden konnten. Dazu kamen fünf Anlagen im nahen Ausland, welche Swiss Golf angehören, drei in Deutschland (Markgräflerland Kandern 1984, Bodensee 1988 und Obere Alp 1989) sowie zwei in Frankreich (Bossey 1985 und LaLargue 1988).
Die Siebzigerjahre waren unter anderem geprägt durch die drei Überfremdungsinitiativen 1970, 1974 und 1977 sowie die Abstimmung über das Schweizer Frauenstimmrecht, das 1971 endlich eingeführt wurde. Verglichen mit St Andrews war die Schweiz zwar geradezu fortschrittlich: Im Royal & Ancient Golf Club of St Andrews werden Damen erst seit 2020 aufgenommen, nachdem sich 85% der Mitglieder dafür entschieden haben. Die Geschichte mit dem Schild «No dogs or women allowed» hinter dem 18. Green scheint ein Gerücht zu sein.
Golfboom und Rezession
Insgesamt lief die Wirtschaft in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg auch in der Schweiz auf Hochtouren. Zwischen 1948 und 2022 stieg das erwirtschaftete Bruttoinlandprodukt (BIP) laut offiziellen Zahlen um das 34-fache (!), von gut 22,6 Milliarden auf fast 770 Milliarden Franken. Bereinigt um die Teuerung bleibt im Schnitt über die lange Zeit immer noch ein Wachstum von 2,44 Prozent. Ein überdurchschnittlich grosser Teil des Wachstums fiel auf die 1950er- und 1960er-Jahre mit durchschnittlich jeweils über 4,4 respektive über 4,7 Prozent pro Jahr.
Danach dominierten in den Siebzigerjahren die Folgen des «Ölpreis-Schocks». An die drei autofreien Sonntage ab dem 25. November 1973 dürften sich viele erinnern, an die zweistelligen Teuerungsraten pro Jahr jedoch nur wenige. Die Inflation zog auch in der Schweiz nochmals massiv an. Sie sprang in kurzer Zeit von 2 auf 12 (!) Prozent. Bald darauf folgte die grösste Rezession, welche die Schweiz je gesehen hatte. Es gingen in kurzer Zeit rund 400’000 Stellen verloren, ein grosser Teil davon waren Saisonniers und Jahresaufenthalter aus dem Ausland.
Keine Konsequenzen für den Schweizer Golfsport
Direkte Konsequenzen für die 27 Clubs gab es jedoch kaum. Gemäss Präsident Dr. Peter Prager zählte der Verband 1972 6009 Aktivmitglieder. Das bedeutete gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme um 281 Neumitglieder, das heisst 4,5 Prozent. «Gegenüber früher hat sich das Wachstum unseres Verbandes verlangsamt. Ich glaube jedoch nicht, dass wir heute schon irgendwelche Schlüsse aus diesem einen Jahr ziehen können», sagte er an der Delegiertenversammlung vom 18. Dezember 1973 in Bern. Tatsächlich stiegen die Mitgliederzahlen 1974 bereits wieder um 8,7 Prozent. «Diese Zahl ist etwas höher als das durchschnittliche Wachstum der vergangenen Jahre», kommentierte der Verbandspräsident in seinem offiziellen Bericht an die Delegierten in Bern 1974. Sein Vorgänger Pierre Turrettini musste allerdings am 4. Dezember 1971 an der Delegiertenversammlung mitteilen, dass der der Golfclub Trümmelbach-Lauterbrunnental wegen finanziellen Schwierigkeiten seinen Betrieb eingestellt und demzufolge den Verband verlassen hat.
Siehe Kapitel «Nicht mehr existierende Golfplätze in der Schweiz».
Mitgliederrückgang 1976
Nachdem der Zürcher Dr. Peter Prager den Verband drei Jahre lang erfolgreich geführt hatte, wählten die Delegierten im Dezember 1975 den Lausanner Vizepräsidenten Mariangelo Carmine zu seinem Nachfolger. Ein Jahr später musste der neue Präsident wegen der wirtschaftlichen Lage erstmals einen leichten Rückgang der Aktivmitglieder vermelden. Sein erster «Rapport du Président» drehte sich praktisch ausschliesslich um den Sport. Unter anderem beklagte sich Mariangelo Carmine, dass die Tagespresse Golf zu wenig Platz einräume. Man habe sich im Vorstand mit dem Thema befasst. Er schrieb an einen Vertreter der Tagespresse: «Wir haben in diesem Bereich wichtige, wenn nicht sogar spektakuläre Fortschritte erzielt, wie Sie der Artikelsammlung entnehmen können, die wir für Sie zusammengestellt haben, und wir sind weiterhin davon überzeugt, dass wir in naher Zukunft zufrieden sein werden, wenn wir den eingeschlagenen Weg weitergehen», schreibt Mariangelo Carmine, Président de l'ASG.
Nachfrage an Plätzen grösser als Angebot
In seinem Bericht stellt Präsident Carmine fest, dass die Zahl der Mitglieder im Jahr 1977 von 6740 auf 6948 angewachsen sei. «Der Anstieg ist erfreulich und könnte zum Teil auf die Anstrengungen zurückzuführen sein, die von den Mitgliedern unternommen wurden.» Zudem stiess der Golfclub Verbier an der Delegiertenversammlung 1977 offiziell zum Verband. Dies nachdem der Club bereits seit 1969 den Touristen und Einheimischen des Skiortes seine Anlage zur Verfügung stellte.
1978 schrieb Verbandspräsident Carmine allerdings in seinem Bericht, dass nur 134 neue Golferinnen und Golfer den ASG-Clubs beigetreten seien. «Bedeutet dies, dass Golf in unserem Land seine Obergrenze erreicht hat?», fragt er und antwortet gleich selbst: «Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Mehrere Informationen deuten darauf hin, dass in einigen Jahren zwei oder drei neue Golfplätze in der Region Lac Léman, und ebenso viele in der Region Zürich gebaut werden und dass unser Sport dann einen neuen Aufschwung erleben wird.»
Die Zunahme der Anzahl Golfspielerinnen und -spieler kam wesentlich schneller, als es Präsident Carmine erwartet hatte. Was den Bau neuer Golfplätze betrifft, kam es allerdings nicht wie vom Präsidenten erhofft. Aus den erwähnten Projekten wurden mit einer Ausnahme statt Golfplätze nur teure Träume.
Die Zahl der Mitglieder in den 27 Clubs stieg 1979 um weitere 227 Golferinnen und Golfer. Ein Total findet sich nicht im Jahresbericht des Präsidenten Carmine. Natürlich hoffte er noch immer auf neue Plätze.
Acht neue Plätze in und ausserhalb der Schweiz
Am 2. Oktober 1984 wählte die Vereinigte Bundesversammlung die Zürcherin Elisabeth Kopp im ersten Wahlgang mit 124 von 244 Stimmen als erste Frau in den Bundesrat.
Nur wenige Tage danach, am 18. Oktober 1984, gründeten im Rathaus Kandern 30 Golf-Interessierte aus der Schweiz und Deutschland den Golfclub Markgräflerland. 18 Monate später schlugen sie auf einer temporären Driving Range, der heutigen ersten Spielbahn, die ersten Golfbälle. Golfplatzarchitekt Karl F. Grohs plante die ersten neun Löcher, die 1988 feierlich eröffnet wurden. Drei Jahre später standen das Clubhaus und eine Caddiehalle zur Verfügung. Der amerikanische Golfplatz-Architekt Bradford Benz realisierte die Erweiterung auf 18 Löcher, welche seit August 1995 in Betrieb sind. Erst im Jahr 2001 wurde der Club Mitglied im Schweizerischen Golfverband.
Deutlich schneller ging es beim 1985 eröffneten Golf & Country Club Bossey, dessen Parcours von Robert Trent Jones Jr. geplant wurde. Die französische Gemeinde Bossey liegt nur wenige Kilometer ausserhalb von Genf. In der Region war die Nachfrage nach zusätzlichen Golfplätzen besonders gross. Der Club war von Beginn an sowohl Mitglied beim französischen als auch beim schweizerischen Golfverband. Wie der Name verspricht, bietet er neben dem 18-Loch-Parcours auch ein Schwimmbad sowie Tennis- und Squash-Plätze an. Zudem war Bossey der erste «Schweizer» Club mit einem integrierten Immobilienprojekt. Die Siedlung von Stadthäusern heisst «Terrasses de Genève» und liegt zwischen den Löchern 5 und 9.
1987 eröffnete auf der Riederalp der erste Golfklub im Oberwallis seinen Betrieb. Der Club war zwei Jahre zuvor gegründet worden. Der schmucke 9-Loch-Parcours auf 2000 Metern über Meer ist immer noch der höchste Golfplatz in Europa. Zu erreichen ist er nur per Seilbahn. Das Sekretariat des Golfclubs Riederalp befindet sich in der Bergstation, der Golfplatz liegt direkt vis-à-vis. Wo im Winter eine Langlaufloipe durchführt, wird in der kurzen Golfsaison von Anfang Juni bis Ende Oktober Golf gespielt. Dies alles mit spektakulärer Sicht auf 40 Viertausender, unter anderem auf Eiger (ganz knapp unter 4000 Metern), Mönch und Jungfrau und auf das Matterhorn. Der kleine, flache 9-Loch-Parcours bereichert natürlich das touristische Angebot des Ferienortes. Erstaunlich: Mit fast 450 Mitgliedern (Ende 2023) hat er mehr Mitglieder, als einige Schweizer Clubs mit klassischen 18-Loch-Anlagen, wie zum Beispiel Sion, Vuissens oder Les Bois.
Ein Jahr nach der Eröffnung auf der Riederalp wurde mit Domaine Impérial endlich der lang ersehnte Golfplatz zwischen Lausanne und Genf Realität. Pete Dye hat auf dem historischen Gelände ein 18-Loch-Juwel geschaffen. Im Mai 1988 schlug der spanische Superstar Severiano Ballesteros anlässlich der Eröffnung einen seiner langen Drives. Das heutige Clubhaus war einst der Wohnsitz von Prinz Jérôme Napoléon, Sohn von Jérôme Bonaparte und Cousin ersten Grades von Kaiser Napoléon III. Danach folgten viele Besitzerwechsel, bis Ernest Morf das Grundstück 1953 kaufte und später an seinem Sohn Victor vererbte. 1984 verkaufte Victor Morf das Anwesen an die S.A. du Golf du Domaine Impérial, die bereits die Kontrolle über die Ebene bis zur Route Suisse in Gland sowie das notwendige Gebiet in der Gemeinde Prangins hatte. Auf dem sehr grosszügigen Gelände entstand einer der besten Golfplätze der Schweiz. In den diversen Rankings liegt das einzige Werk von Pete Dye in der Schweiz jeweils ganz weit vorne.
Anders verlief die Geschichte ausserhalb von Basel. In LaLargue plante ein schwedischer Investor in den späten Achtzigerjahren ein gigantisches Projekt, mit mindestens zwei 18-Loch-Anlagen, einem Hotel und einem Helikopter-Landeplatz. Letztlich sind einzig ein überdimensioniertes Clubhaus und ein wunderschöner 18-Loch-Golfplatz realisiert worden, Die Betreiber kämpften schon von Beginn an mit grossen finanziellen Schwierigkeiten. Die lange Fahrt von Basel zum Club führte dazu, dass trotz des superschönen Platzes zu wenig Mitglieder rekrutiert werden konnten. Die Anlage wechselte deshalb mehrmals den Besitzer und die Verluste summierten sich auf zweistellige Millionenbeträge. Trotz diversen Rettungsaktionen gingen die Betreiber im November 2022 in Konkurs. Seither ist trotz der Ankündigung von möglichen Käufern und neuen Hotelplänen auf dem Grundstück im Elsass nichts mehr passiert.
Weil in den Achtzigerjahren in der Schweiz immer noch keine genügend grossen Flächen für den Bau eines Golfplatzes zur Verfügung standen, bauten die am Golfsport Interessierten weiterhin auch die nächsten Anlagen im gut erreichbaren nahen Ausland.
So wurde beispielsweise am 28. Februar 1986 in Zürich der Golfclub Bodensee Weissensberg gegründet, ein Club nach Schweizer Recht. Josef und Konrad Gadient waren die treibenden Kräfte. Jürg Bollag als erster Präsident, Michel Burckhardt, Jan Kamras und Rolf Jost bildeten den Gründungsvorstand. Schon zwei Jahre später spielten die Mitglieder auf dem anspruchsvollen 18-Loch-Parcours designt von Trent Jones Jr. Es war das erste vom Star-Golfplatzarchitekten in Deutschland realisierte Projekt. Für Gäste stand schon damals ein von der Kuoni Hotel-Management AG geführtes Hotel zur Verfügung. Trotz den guten Voraussetzungen kämpften die Betreiber auch am Bodensee lange mit finanziellen Schwierigkeiten.
Ähnliches galt für den zweiten «Schweizer» Club Obere Alp, der an der Panoramastrasse zwischen Stühlingen und Bonndorf auf deutschem Boden eine 27-Loch-Anlage anbietet. Hier wurde ab 1989 gespielt. Das leicht wellige, offene Gelände auf dem Hochplateau westlich von Schaffhausen, auf welchem der Golfplatz liegt, befindet sich auf fast 800 Metern Höhe über Meer und bietet bei guter Fernsicht sogar einen Blick auf die verschneiten Gipfel der Schweizer Alpen. Platzarchitekt war der Deutsche Karl Grohs, der unter anderem auch in Markgräflerland Kandern mitgearbeitet hatte. Der Club im Südschwarzwald, eine gute halbe Stunde von Schaffhausen entfernt, war von Beginn an sowohl beim deutschen Golfverband als auch bei der ASG Mitglied.
So entstanden in den Achtzigerjahren immerhin acht neue Golfplätze, drei davon auf deutschem Boden, zwei in Frankreich und drei in der Schweiz.
Bonmont – mehr als ein Golfplatz
Einer der drei Plätze auf Schweizer Boden entstand auf Initiative des Westschweizer Unternehmers Henri-Ferdinand Lavanchy in Bonmont, oberhalb von Nyon. Lavanchy hatte 1957 unter dem Namen «Adia interim» die erste Zeitarbeitsfirma gegründet, die später Adecco wurde. Knapp 30 Jahre später verkaufte er die Kapitalmehrheit der Firma, um sich weltweiten Immobiliengeschäften zu widmen. So können bis heute Mitglieder des Golf Club de Bonmont in Spanien, Florida und Paraguay ebenfalls auf Bonmont-Golfplätzen der Familie Lavanchy spielen.
Das dem Kanton Waadt gehörende kleine Château de Bonmont mit gut 63 Hektar Land kaufte der Unternehmer Lavanchy 1978. Schon vier Jahre später standen die ersten neun Löcher des von Don Harradine geplanten Golfparcours auf dem historischen Gelände der ehemaligen Zisterzienserabtei zur Verfügung. In den Diskussionen mit den Naturschützern hatte sich Henri-Ferdinand Lavanchy verpflichtet, keine grossen Erdbewegungen auf dem Terrain vornehmen zu lassen. So kam, statt des ursprünglich geplanten Grossumbaus von Jack Nicklaus, der Golfplatzarchitekt Donald Harradine zum Zug; 20 Jahre später hat sein Sohn Peter den 18-Loch-Parcours den neuesten Anforderungen angepasst. Zur Anlage gehören unter anderem auch Tennisplätze, Pool und Reitstall.
Das kleine Hotel, direkt am schönen Golfplatz und in historischer Umgebung gelegen, wurde zuletzt 2016 renoviert und erweitert. Es enthält heute 18 Zimmer inklusive Suiten.
Vor der Eröffnung der ersten neun Spielbahnen in Bonmont war wie erwähnt in 13 Jahren in Sachen Golfplatzbau in der Schweiz nichts geschehen. Die Berichterstattung im Verbandsorgan 1984 über den Club de Bonmont war erstaunlich kurz und nüchtern. Auf einer einzigen Seite, mit einem kleinen Bild des Gründers und Clubpräsidenten Lavanchy, hiess es unter anderem: «Die gute Nachricht für alle Golfer in der Westschweiz: Der seit Jahren in Diskussion stehende Club de Bonmont mit einem 18-Loch-Platz ist auf dem besten Weg, Wirklichkeit zu werden. Die Promotoren gehen sogar davon aus, dass er Mitte August 1984, also in nur einem Monat, eröffnet wird.» Ab 1984 standen dann die ganzen 18 Löcher oberhalb des Genfersees den Clubmitglieder und Gästen zur Verfügung.
Positives aus dem sportlichen Bereich
Im Sommer 1975 organisierte der Golfclub Genf die 15. Team Europameisterschaften der Junioren und erhielt dafür vom Verband 100’000 Franken. Erst vier Jahre zuvor fand im Golfclub Lausanne erstmals die Team-EM der Amateure statt. Über die 15. Junioren-EM berichtete damals das «Golf & Country» auf 10 Seiten.
Nur kurz nach der Eröffnung der ersten 9 Spielbahnen in Bonmont (1982) folgten in Genf und Lausanne zwei weitere sportliche Höhepunkte in der Geschichte des Schweizerischen Golfverbandes. Das erste und bisher einzige Mal organisierte die ASG im eigenen Land die Team Weltmeisterschaften der Amateurinnen und Amateure. Die Frauen spielten bei strahlendem Wetter vom 8. bis zum 11. September 1982 in Genf. Wie erwartet ging der Sieg an die Vereinigten Staaten, und zwar mit einem erheblichen Vorsprung von 17 Schlägen. Das offizielle Verbandsmagazin schrieb damals unter dem Titel «Bronzemedaille am drittletzten Loch verpasst. Marie-Christine, Priscilla und Regine sollten die wohlklingenden Namen sein, die für uns Schweizer die erste WM-Medaille gewinnen. Sie kämpften tapfer, lagen immer in Medaillennähe, bis am 16. Loch des letzten Tages Regines einziges Malheur die Träume zu Schäumen werden liess. Anstelle einer Medaille gab es «nur» den guten 5. Schlussrang.»
Den Leserinnen und Lesern war offenbar klar, wer mit den Vornamen gemeint war. Die beiden Genferinnen Marie-Christine de Werra und Régine Lautens sowie Priscilla Staible aus Niederbüren. Trotz des Heimspiels für die beiden Genferinnen druckte das Magazin einzig das Bild der enttäuschten Régine Lautens auf Loch 16 ab. Im grossen Artikel über das Abschneiden der drei Schweizerinnen platzierten sie ein Bild einer siegreichen Amerikanerin. Und dies mit einer Bildlegende, die man sich heute wohl nicht mehr vorstellen kann: «Eines der hübschen Nachwuchstalente aus Amerika, die 21-jährige Kathy Baker.» Einige Seiten später, bei der Berichterstattung der Zeremonie der Männer-WM, erschien dann doch noch ein Gruppenbild mit den drei Schweizerinnen.
Vom 15. bis 18. September 1982 spielten die männlichen Amateure ihre Weltmeisterschaften, ebenfalls bei traumhaftem Wetter, in Lausanne. Auch hier gewannen die Vereinigten Staaten vor Japan, Schweden und Frankreich. Das Schweizer Team mit Johnny Storjohann, Markus Frank, Carlo Rampone und Michael Buchter platzierte sich auf dem ausgezeichneten 10. Rang, direkt hinter England und Deutschland. Speziell war das Turnier nicht zuletzt für Johnny Storjohann. Er war seit 1981 halbamtlicher Sekretär der ASG und spielte die WM auf seinem Heimplatz.
In der ersten Runde gelang ihm mit einem Eisen acht am dritten Loch das zweite Hole-in-One seiner Karriere. Trotzdem reichte es mit einer 76-er Runde nur für das Streichresultat des Teams. In der jeweiligen Einzelwertung klassierten sich sowohl Régine Lautens wie auch Markus Frank im ausgezeichneten sechsten Rang.
Aus politischen Gründen waren bei den Männern nicht wie üblich alle Top-Teams anwesend. Dazu hiess es im Editorial von «Golf & Country»: «Der sportliche und populäre Erfolg der Weltmeisterschaften wurde teilweise durch die neue politische Einmischung in den Sportbereich getrübt. Die Anwesenheit Südafrikas als Vollmitglied des World Amateur Golf Council hatte dazu geführt, dass die Weltmeisterschaften von Nationen wie Australien, Kanada und Indien boykottiert wurden. Diese bedauerlichen, politisch motivierten Ausfälle hatten die Position der ASG nicht beeinflusst, die sich entschlossen hatte, alle Mitgliedsländer des World Council zuzulassen».
Die Weltmeisterschaft der Frauen verlief normal. In Lausanne kam es jedoch zu einem Eklat, als Indonesien, das in Genf stark vertreten war, sowie Trinidad und Tobago auf Druck der Regierung ihre Teilnahme zurückziehen mussten.
Es gab zu jener Zeit weitere erfreuliche Nachrichten, diesmal aus dem Profilager: Am 12. September 1982 verpasste Carole Charbonnier ihren ersten Titel auf der amerikanischen Frauentour nur um einen Schlag. Sie musste der Tagessiegerin Sandra Spuzich den Sieg überlassen. Mit dem Preisgeld von 15’000 Dollar stiess die Westschweizerin in der Rangliste so weit nach vorne, dass sie 1983 ohne Qualifikation an sämtlichen Turnieren der Ladies Professional Golf Association (LPGA) teilnehmen konnte. Zwischen 1980 und 1989 klassierte sich Carole Charbonnier auf der LPGA-Tour acht Mal in den Top 10. Insgesamt erspielte sie sich in dieser Zeit ein Preisgeld von 140’000 Dollar.
Frauen und Männer spielen aktuell immer noch in ganz anderen Preisgeldkategorien. Die Frauen holen heute allerdings langsam auf. Für einen zweiten Rang bei einem klassischen LPGA-Turnier gab es im Jahr 2024 knapp 190’000 Dollar, bei einem der fünf Major-Turniere der Frauen rund 670’000 Dollar.
Doch nicht nur beim Bau neuer Golfplätze und im sportlichen Bereich tat sich in den Siebziger- und Achtzigerjahren einiges.
«Golf & Country» wird offizielles Organ der ASG
Im Sommer 1979 hiess es auf dem Titelbild von «Golf & Country» erstmals «Offizielles Organ des Schweizerischen Golfverbandes, Organe officiel de l'Association Suisse de Golf, Organo ufficiale dell'Associazione Svizzera Golf». «Damit wurde eigentlich ein längst fälliger Schritt vollzogen, ein Schritt einer neuen, aufgeschlossenen Generation, die gewillt ist, den Golfsport in würdigem Rahmen, demokratisch-weitsichtig, voranzubringen», schrieb Verleger Otto Dillier.
Die Anfänge sind jedoch deutlich schwieriger gewesen. Dies zeigt ein weiteres Zitat aus einem der Editorials von Otto Dillier: «Viele der massgeblichen Herren (Damen hatten noch in keiner Weise mitzureden - sie wurden höchstens wohlwollend geduldet!) gaben sich skeptisch, wenn nicht sogar strikt ablehnend dieser Zeitung gegenüber. Auf alle Fälle: Damals wollte unser Golfverband (ASG) damit nichts zu tun haben. Das Vorurteil, solch eine Publikation sei für die kleine Schweiz finanziell wie auch sonst weder tragbar noch wünschenswert, war beschlossene Sache. Man hatte sich im Thema «Golfzeitung» also fixiert, in der festen Überzeugung, dass diesem Unterfangen ohne Verbandsabsegnung unweigerlich das Lebenslicht ausgehen werde. Nach zwei oder drei Nummern sei wohl der Spuk vorbei. Inzwischen sind dreissig Jahre ins Land gegangen. «Golf» (wie sich unsere Revue früher nannte), inzwischen «Golf & Country» geworden, lebt immer noch!»
Obwohl nun offizielles Organ erschien der Rapport du Président de I'ASG» in der ersten Ausgabe des neuen «Golf & Country» erst auf Seite 38 und der Rapport 1979 de la Commission technique de I'ASG. ausschliesslich auf französisch. Ein Teil des Protokolls wird allerdings zweisprachig abgedruckt. Dort heisst es unter anderem: «Das Komitee der ASG hofft, dass bis spätestens in zwei Jahren «Golf & Country» nicht nur offizielles Organ der ASG und von bisher vierzehn Clubs sein wird, sondern offizielles Organ aller ASG-Mitgliederclubs.»
Eine kleine Nebenbemerkung: «Dizzy» (Otto F. Dillier) verbreitete in seinem Editorial im Februar 1978 historische Unwahrheiten. Er schreibt wörtlich: «Der erste Golf Club in der Schweiz wurde vor 80 Jahren aus der Taufe gehoben. Das war anno 1898 der Engadine Golf Club, der in engster Verbindung mit dem schon damals bekannten Kurort St. Moritz entstand, und der noch heute erfreulich aktiv in Erscheinung tritt. Im gleichen Jahr formierte sich auch der Schweizerische Golfverband.» Beides ist bekanntlich falsch. Interessanterweise verbreitete sich diese Falschmeldung. Sie wurde unter anderem auch von der NZZ übernommen und sogar in der online Geschichte des «Omega European Masters» in Crans taucht die Zahl 1898 als Gründungsdatum des Engadine Golf Club auf, dabei führt der Club die Jahreszahl 1893 schon lange im Logo.
Siehe Kapitel 1950 – 1997: «GOLF REVUE» und «Golf & Country» (Perlen der Schweizer Golfgeschichte)
Handicaps aus dem Computer
Nach den sportlichen Höhepunkten mit den beiden Amateur-Weltmeisterschaften in Genf und Lausanne und der Anerkennung von «Golf & Country» als offizielles Organ des Verbandes entwickelte sich 1983 etwas Spannendes. «Golf & Country» schrieb einen grossen Artikel mit diesem Einstieg: «Seit dem letzten Sommer führt Genf ein für Europa einmaliges Experiment durch. Mit dem Einverständnis des Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews werden die Handicaps der Genfer Golfer nach der amerikanischen Methode elektronisch ermittelt.»
Das amerikanische System ist relativ einfach: Die 20 letzten Scores jedes Spielers werden vom Computer erfasst. Anschliessend errechnet er den Mittelwert der zehn besten Resultate.
Die ASG musste den Versuch selbstverständlich bewilligen. ASG-Vorstandsmitglied Daniel Pfister, als Vorsitzender der technischen Kommission, schrieb, dass der Verband den Versuch begrüsse. Allerdings sei der Aufwand, auch die Freundschaftsrunden für das Handicap auszuwerten, für viele Clubs wohl zu gross. Er plädierte dafür, wie in Australien nur die Turnierrunden zu zählen.
Wie wir heute wissen, dauerte es fast 40 Jahre, bis das amerikanische System 2020 als World Handicap System eingeführt wurde.
Passendes Detail zu den Handicaps: Das offizielle Verbandsmagazin veröffentlichte schon damals die sogenannten «nationalen Handicaps». Hier die Spitze im Frühling 1983:
Handicap +2:
Markus Frank, Niederbüren
Handicap +1:
Johnny Storjohann, Lausanne
Handicap 0:
Charles-André Bagnoud, Crans
Régine Lautens, Genf
Pierre-Alain Rey, Crans
Carlo Rampone, Bad Ragaz
Siehe Kapitel «Die Entwicklung des Handicap Systems».
Optimismus nach dem Fall der Mauer
Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Damit fing politisch und wirtschaftlich eine neue Zeit voller Optimismus an.
«Golf & Country» schrieb in der ersten Ausgabe 1990: «Dem Schweizerischen Golfverband gehören jetzt 37 Klubs an: An seiner Delegiertenversammlung am 2. Dezember 1990 in Bern nahmen die Clubdelegierten den Golf & Country Club Esery ohne Gegenstimme als neues Mitglied auf. Esery liegt in Frankreich, zehn Kilometer südöstlich von Genf. Die ersten 18 der insgesamt 27 Löcher wurden im Frühjahr 1990 eingeweiht».
Die ASG durfte sich damals auf weitere Beitrittsgesuche freuen. Zu jener Zeit standen 13 Golfplatzprojekte in der Bewilligungsphase! Betrüblich war vor allem, gemäss Verbandspräsident Ugo Sadis, dass die Bedeutung neuer Golfplätze für touristische Regionen kaum erkannt wurde. So forderte er alle Schweizer Golferinnen und Golfer auf, bei der Öffentlichkeitsarbeit mitzuwirken und sich bei Gelegenheit als «Missionäre in Sachen Golf» zu betätigen. Im Übrigen war der Tessiner überzeugt, dass sein junger Landsmann Paolo Quirici auch 1990 mit guten Resultaten den Golfsport im Gespräch halten werde.
Zu jener Zeit stand auch die Dopingfrage im Vordergrund. Im Magazin «Golf & Country» wurde auf zwei Seiten über die neu eingeführten Dopingtests berichtet. Dies aufgrund des neuen Dopingstatuts des Schweizerischen Landesverbandes für Sport SLS (heute Swiss Olympics). Die ASG war und ist Mitglied von SLS/Swiss Olympic.