Pascal Germanier und die ASGI – der steinige Weg zum Erfolg
Dank Pascal Germanier, General Manager, existiert seit 1998 eine Organisation für unabhängige Golferinnen und Golfer in der Schweiz. Dabei wurden Hindernisse überwunden, Mentalitäten verändert, überzeugt, erklärt und innoviert. Seine Hartnäckigkeit und sein Durchsetzungsvermögen haben dazu beigetragen, dass die ASGI (Association Suisse des Golfeurs Indépendants) zu einem anerkannten und respektierten Verein geworden ist, was wesentlich zur Demokratisierung des Golfsports in der Schweiz beigetragen hat.
Interview: Thérèse Obrecht Hodler und Martin Hodler
Die ASGI startete vor mehr als einem Vierteljahrhundert. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Verband für unabhängige Golfer zu gründen?
1994 wurde ich im Zusammenhang mit einem 18-Loch-Golfprojekts in La Sarraz kontaktiert. Kurz darauf eröffneten wir dort eine Pitch&Putt-Anlage und eine Driving Range. Es bestand in der Region ein Potenzial von 400 bis 600 Neueinsteigern. Ich engagierte mich und wir stürzten uns in das Abenteuer. Ein Jahr später explodierten die Zahlen förmlich – etwa 1500 Personen besuchten die Anlage, es gab individuelle und Gruppen-Schnupperkurse und etwa 20 Turniere auf einem kleinen 9-Loch-Platz. Für mich war diese Erfahrung der Beweis dafür, dass es sowohl eine Nachfrage als auch ein Potenzial an neuen Golferinnen und Golfern gab. Die Frage, die sich ihnen stellte, war: «Wo können wir spielen?»
Ähnlich lief es in unserem 1996 eröffneten Indoor-Golfzentrum in Etagnières, dessen Kunden ebenfalls frustriert waren, weil sie keine Schweizer Golflizenz erhielten. Und so nahm das Konzept der unabhängigen Golfer, das bereits in meinem Kopf herumschwirrte, Gestalt an und ich begann, eine Strategie zur Gründung einer Vereinigung zu erarbeiten.
1998 waren 61 Clubs der ASG angeschlossen und in der Schweiz gab es rund 32’000 lizenzierte Golferinnen und Golfer. Die Eintrittsgelder waren in den Clubs generell hoch und fast überall gab es Wartelisten. Unter diesen Umständen blieb diesen Neueinsteigenden nur die Möglichkeit, eine Lizenz entweder beim französischen Golfverband zu erwerben, der alle aufnahm, eine Lösung in Grossbritannien oder Deutschland zu finden oder einen exotischen Briefkastenclub in Thailand oder anderswo anzuschreiben, wo man gefragt wurde, welches Handicap man auf seiner Karte sehen wolle.
Tatsache ist, dass zu diesem Zeitpunkt zwischen 10’000 und 15’000 Schweizerinnen und Schweizer in Frankreich Mitgliedsbeiträge zahlten, und dass man auf Schweizer Seite offensichtlich nicht erpicht darauf war, sie zurückzuholen. Ich fand das schade ... warum konnte die ASG diesen Leuten nicht eine Karte für unabhängige Golfer ausstellen, wie es zum Beispiel in Frankreich oder Spanien üblich war?
Was war in dieser Hinsicht die Position der ASG?
Ich hatte das Privileg, den Generalsekretär der ASG, John C. Storjohann, zu kennen, der sowohl in der Schweiz als auch auf internationaler Ebene eine Persönlichkeit war. Er erklärte mir, dass in der Schweiz nur Vereinsmitglieder eine Lizenz erhalten konnten, und dass es keine Bestimmungen für Nichtmitglieder gab. Die ASG hatte diesbezüglich eine Umfrage in den Clubs durchgeführt und der Grossteil zeigte sich zurückhaltend, was die Aufnahme von unabhängigen Golferinnen und Golfer betraf. Auch die Situation im Ausland wurde untersucht. In den USA und Grossbritannien waren öffentliche Golfplätze und Driving Ranges gang und gäbe, in Frankreich und Spanien vergaben die Verbände Lizenzen an unabhängige Golfende. Das Modell «Vereine für unabhängige Golferinnen und Golfer» war jedoch in Europa noch nicht weit fortgeschritten.
Es war eine Frage der Mentalität. Man kannte zu dieser Zeit vor allem den klassischen Golfsport – man spielt Golf in seinem Club – und in der ASG hatte man Zweifel an der Lebensfähigkeit einer unabhängigen Vereinigung. Aber für viele Anfänger, die den Golfsport entdeckten und weniger als zehn Mal im Jahr spielten, war der Eintritt in einen Club zunächst nicht finanziell nicht zu rechtfertigen. In der ASG war man sich jedoch bewusst, dass die ASGI im Hinblick auf die Rekrutierung neuer Clubmitglieder ein Reservoir an Golferinnen und Golfer darstellte.
Der Lausanner Rechtsanwalt Yves Hofstetter, ehemaliger Nationalspieler und zudem Vorstandsmitglied der ASG, begrüsste dieses Konzept und beschloss, die ASGI im Verband zu vertreten. Er entwarf auch unsere Statuten. 1998, nach einem Jahr intensiver Gespräche mit der ASG, wurde beschlossen, einen unabhängigen Verein unter dem Namen ASGI zu gründen. Die Bedingungen waren, dass die ASG die Kontrolle behalten und die Mehrheit der Stimmen im ASGI-Vorstand besitzen musste. Nach der Annahme durch die ASG-Delegiertenversammlung im März 1998 wurde Yves Hofstetter zu unserem Gründungspräsidenten ernannt. Der erste Jahresbeitrag der ASGI wurde auf 300 Franken festgelegt. Als Starthilfe gewährte uns die ASG ein Darlehen von 10’000 Franken. Unsere Mitglieder erhielten ASGI-Karten, die sich von denen der ASG unterschieden, aber mit dem Vermerk «unter dem Patronat der ASG» versehen waren.
Das Abenteuer nahm im Mai 1998 offiziell seinen Anfang. Ich möchte beifügen, dass es insbesondere in der Genferseeregion nicht attraktiv war, 300 Franken an die ASGI einzuzahlen, wenn man für 42 Euro eine französische Lizenz erwerben konnte, mit der man auf mehreren Parcours im benachbarten Frankreich spielen konnte, darunter die Meisterschaftsplätze von Divonne, Esery, Maison Blanche, Bossey usw. Wegen dieser besonderen Situation in der Romandie kam die Mehrheit unserer Mitglieder damals vor allem aus der Deutschschweiz, insbesondere aus der Region Zürich.
Die Anfänge waren schwierig. Wie hat sich die ASGI in den Jahren nach der Gründung entwickelt?
1998 hatten wir 116 Mitglieder, 1999 waren es bereits 680, dann 2450 im Jahr 2000 und 4500 im Jahr 2001. Und 2004 haben wir die symbolische Grenze von 10’000 Mitgliedern überschritten. Das war der Beweis, dass die ASGI ein Bedürfnis erfüllte!
2001 beantragten wir an der Delegiertenversammlung der ASG den Status einer angeschlossenen Vereinigung, der uns mit einer Zweidrittelsmehrheit gewährt wurde. Im selben Jahr schlossen wir zudem eine Partnerschaft mit dem Omega European Masters mit einem finanziellen Beitrag und einem Stand im Village sowie mit der ersten Credit Suisse Challenge im GC Wylihof, bei der wir unter anderem eine Clinic mit den Schweizer Profis organisierten.
Angesichts dieses rasanten Wachstums wurden Stimmen laut, die sagten: «Wir müssen aufpassen, die ASGI ist zu umtriebig und zu billig, sie investiert nicht in die Clubs. Deshalb ist es normal, dass wir den Zugang für unabhängige Spielerinnen Spieler beschränken und höhere Gebühren verlangen wollen.»
Warum haben sich viele Clubs weiterhin gesträubt, obwohl sie von den ASGI-Mitgliedern viele Greenfees erhielten?
Gute Frage! Wenn ein unabhängiger Golfer 40 Mal im Jahr gegen Greenfee spielt, zahlt er mehr als ein Jahresbeitrag in einem Club. Aber die Clubs betrieben damals weder Marketing noch hatten sie eine klare Vision für die Entwicklung des Golfsports. Ich verglich die Situation mit den Seilbahnen in Skigebieten: Man bezahlt eine Tageskarte, obwohl man weder ein Chalet im Dorf besitzt noch einen einzigen Franken in die Bergbahngesellschaft investiert. Ich sagte den Managern: «Ihr Club mag anfangs 10, 15 oder 20 Millionen Franken gekostet haben. Diese Investition wurde durch Finanzbeiträge der Mitglieder gedeckt. Wenn Sie jetzt sagen, dass die Finanzierung des Clubs nicht gedeckt ist, ist dies ein Problem des Managements oder des Images des Clubs. Das war ein wenig provokativ, das gebe ich zu.»
Der Idealzustand wäre: Die Zahlungen für Spielrechte, Aktien und Eintrittsgelder fliessen in einen Renovationsfonds und die jährlichen Mitgliederbeiträge dienen zur Deckung der laufenden Kosten. Darin sind sich alle einig. Es gab verschiedene Clubmodelle, manchmal war eine AG die Eigentümerin und der Verein des Clubs erhielt die Mitgliederbeiträge, manchmal wurde ein Beitrag à fonds perdu in den Renovationsfonds eingezahlt, manchmal enthielt der Mitgliederbeitrag einen Anteil für den Platzunterhalt. In vielen Clubs gab es sogar drei verschiedene Einheiten. Golf ist kompliziert!
Glauben Sie, dass das Modell der Golfclubs in den Neunzigerjahren gewisse Mängel hatte?
Bei einigen Clubs war das bestimmt der Fall. Neumitglieder kauften eine Aktie der AG, und bei einem Wiederverkauf der Aktie erhielt der Club nichts. Dann stellte man fest, dass man kein Geld für die Renovierung hatte, weil es keine Neueintritte gab. Es bestanden Wartelisten. Es war also eine Fehlkalkulation. Gleichzeitig waren die Clubs nicht bereit, mehr Mitglieder oder Migros GolfCard- und ASGI-Mitglieder zuzulassen. Sie wollten ihre Anlagen nicht überlasten. Man fokussierte sich vor allem auf den Komfort der Mitglieder, die jederzeit ohne Reservierung einer Tee Time spielen konnten. Wie ich bereits erwähnt habe, betrieben die Clubs kein Marketing, hatten keine Finanzspezialisten und keine konkrete Entwicklungsstrategie. Man nahm neue Mitglieder auf, sobald man Geld brauchte. Die Palette dieser Modelle enthielt alle möglichen Varianten. Aber nur die klassischen Modelle mit einer nicht übertragbaren, nicht rückzahlbaren Eintrittsgebühr hielten sich gut und konnten Turbulenzen vermeiden.
Einige Leute waren der Meinung, dass eine ASGI-Mitgliedschaft auf drei Jahre begrenzt sein sollte und dass man danach entweder einem Golfclub beitreten oder mit dem Golfspielen aufhören sollte. Ich stellte die Frage: «Was empfehlen Sie? Dass ein Lausanner einem Club in Graubünden beitritt?» Natürlich war das keine Lösung! Sogenannte Spezialisten oder Pseudo-Berater mit fantasievollen und unreflektierten Vorschlägen gab es im Überfluss…
Yves Hofstetter und ich haben viel Zeit damit verbracht, zu diskutieren, zu erklären und zu überzeugen. Wenn ich Clubverantwortliche fragte, ob sie unsere Statuten gelesen und sich unsere Programme und Dokumente angesehen haben, stellte ich fest, dass unsere Briefe oder E-Mails praktisch nie gelesen wurden. Gleichwohl arbeiteten mehr als die Hälfte der Schweizer Golfclubs mit der ASGI zusammen. Etwa 35 Prozent sperrten sich gegen uns.
Die Golfclubs, die von Anfang an die Vorteile einer Zusammenarbeit mit uns erkannten, waren eher dezentral gelegen, wie z. B. Les Bois. Dort organisierten wir Einführungskurse, Wettkämpfe und andere Aktivitäten. Diese Clubs sahen, dass wir Besucher und potenzielle Mitglieder mitbrachten, die zudem konsumierten und Greenfees kauften – all das war sehr positiv. Wir schufen massgeschneiderte Veranstaltungen für Clubs, die weit von den urbanen Zentren entfernt waren.
Die ASGI in den Jahren 2005/2006
2005 und 2006 waren entscheidende Jahre in der Entwicklung der ASGI. Unter anderem brachte die IG Bündner Golfclubs einen Antrag bei der Delegiertenversammlung der ASG ein, der für die ASGI fatal hätte enden können. Sie zog ihn zum Glück zurück. Zu dieser Zeit suchten die meisten Clubs aktiv neue Mitglieder und hatten keine Wartelisten mehr. Eine Analyse der Zahlen zeigte, dass über 3000 ehemalige ASGI-Mitglieder bereits einem Club beigetreten waren, dass aber eine kleine Minderheit unabhängig bleiben wollte. Die Unzufriedenheit war weit verbreitet. Die ASG unter Präsident Martin Kessler war vor allem darum bemühte, Lösungen für einen finanziellen Ausgleich zu finden.
Im Jahr 2005 war die ASGI sehr aktiv. Sie hat unter anderem:
- 450’000 Franken als Investitionsbeiträge und 100’000 Franken für die Juniorenförderung an ASG-Clubs ausbezahlt,
- über 50 Turniere in verschiedenen Clubs organisiert und rund 400’000 Franken für Apéros und Verpflegung an diesen Anlässen zur Verfügung gestellt,
- 27 Workshops in der ganzen Schweiz durchgeführt.
Es ist unbestreitbar, dass die ASGI eine wichtige Rolle bei der Förderung des Golfsports in der Schweiz spielte, nicht nur als Reservoir neuer Golferinnen und Golfer sondern auch durch finanzielle Beiträge an die ASG und die Clubs. Gemäss einer Schätzung haben in der Saison 2005 etwa 12’000 ASGI-Mitglieder rund 20 Millionen Franken an Greenfees bezahlt, dies für etwa 200’000 gespielte Runden in der ASG angeschlossenen Clubs.
Diese Daten wurden von Walter Künzi zusammengestellt, dem Besitzer und Präsidenten des Golfclubs Bubikon, dem ersten öffentlichen Golfplatz der Schweiz, der 1992 gebaut wurde und von Anfang an mit der ASGI zusammenarbeitete. Alle Turniere im GC Bubikon standen auch ASGI-Mitgliedern offen, es gab ASGI-Workshops, ein ASGI-Vollmondturnier und insgesamt 3000 von ASGI-Mitgliedern gespielte 9-Loch-Runden. Die ASGI leistete einen Beitrag von 15’000 Franken für die in Bubikon getätigten Investitionen (Golf&Country Nr. 4, 2006).
Ebenfalls im Jahr 2005 führte die ASGI erste Versuche mit den Parcours Gourmands durch. Ein Jahr später führte sie zusammen mit den Partnerclubs eine Roadshow in grossen Supermärkten der Romandie durch (mit Pros, Einführungskursen, Swing Analyzer etc).
Darüber hinaus organisierte die ASGI zusammen mit Walliser Clubs und dem Walliser Tourismusbüro eine Golf-Safari (5 Turniere, Weindegustation, Kulinarik, Möglichkeit für Platzreife-Spieler ein Handicap zu erhalten). Im selben Jahr fand die fünfte Swiss Golf Week statt, mit 444 Teilnehmenden, darunter 217 Clubmitglieder.
An der Delegiertenversammlung 2006 reichte die IG-Bündner Golfclubs einen Antrag ein, der eine massive Erhöhung der ASGI-Beiträge forderte. Weshalb? Wie reagierte die ASGI?
Die Bündner Clubs waren der Meinung, dass der Jahresbeitrag der ASGI-Mitglieder von 300 Franken zu niedrig sei und dass er 2006 auf 450 Franken, 2007 auf 650 Franken und 2008 auf 900 Franken erhöht werden müsse. Dieser Antrag war nicht unumstritten und der Präsident des GC Davos, Patrik Wagner, verlangte schliesslich den Antrag zurückzuziehen. Für diese Entscheidung wurde er von einigen seiner Kollegen kritisiert. Die Bündner Clubs warfen der ASG übrigens vor, von der ASGI zu profitieren, da Letztere ab 2006 jährlich 800’000 Franken an die ASG zahlte, das heisst 65 Franken pro Mitglied, denselben Betrag, den auch die Clubmitglieder zahlten.
Aber der Angriff der Bündner Golfclubs war eine ideale Gelegenheit, um mit Patrik Wagner und den Bündner Vertretern zu sprechen. Mir wurde klar, dass sie die Funktionsweise der ASGI nicht gut kannten. Was den ewigen Vorwurf «die ASGI investiert nicht» betrifft, so war unsere Reaktion: «Ok, dann investieren wir eben!» Wir kauften also jedes Jahr für etwa 400’000 Franken Anteile an den Clubs, die diese Vorgehensweise begrüssten. Diese Anteile wurden den ASGI-Mitgliedern angeboten, die dann in einem Club auf Probe Mitglied werden und einen Jahresbeitrag entrichten konnten. Der betreffende Club hatte dann ein Jahr Zeit, um diese Person von einer definitiven Mitgliedschaft zu überzeugen. Viele von ihnen haben das auch getan. Besser geht’s nicht!
All diese Bemühungen haben Jahre gedauert. Es waren unzählige Gerspräche und Diskussionen nötig, um unsere Beziehungen mit den Clubs zu bereinigen. Wir haben folgende Fakten dargelegt: Insgesamt hatten wir seit den Anfängen 50’000 ASGI-Mitglieder; aktuell sind es rund 20’000; 32’000 sind über die Jahre ausgetreten und fast die Hälfte von ihnen, 15’000, sind einem Schweizer Golfclub beigetreten.
Aber warum ist die Situation 2017 wieder eskaliert, als die ASG den Vertrag mit der ASGI kündigte?
Ich kannte die Meinung des damaligen ASG-Präsidenten Jean-Marc Mommer zum Thema unabhängige Golferinnen und Golfer. Ich lud ihn zu einem Parcours Gourmand ins Bündnerland ein und organisierte für ihn ein Treffen mit den Präsidenten der Bündner Golfclubs, die er gar nicht kannte. Er war begeistert!
Doch eines Tages beschloss er, nicht nur unseren Vertrag, sondern (mit einem Aufschub von einem Jahr) auch den von Migros GolfCard zu kündigen. Nicht besonders fair ... Uns wurde mitgeteilt, dass die ASG die Lizenzen künftig für 80 oder 100 Franken pro Saison direkt an unabhängige Spielerinnen und Spieler verkaufen würde, was unter Umständen das Ende der Clubmitgliedschaft bedeutet hätte ...
Wir waren fassungslos. Die ASG kritisierte uns, weil wir nicht teuer genug waren, und dann schlug sie vor, die Lizenzen direkt und zu einem sehr niedrigen Preis zu verkaufen. Ich warnte Jean-Marc Mommer: «Sie werden die Clubs umbringen.» Wir haben uns mit Migros GolfCard zusammengesetzt und eine neue Strategie ausgearbeitet. Der Entscheid von Präsident Mommer sorgte auch in den Clubs für viel Wirbel. Reto Bieler, Vorstandsmitglied der ASG, schaltete sich auf Standby und distanzierte sich umgehend von dieser Verbandspolitik.
Jean-Marc Mommer setzte daraufhin eine Kommission aus Clubpräsidenten ein, die dem ASG-Vorstand Lösungsvorschläge unterbreiten sollte. Bei einem Treffen dieser Kommission in Meggen musste Yves Hofstetter, Präsident des GC Lausanne, eine Geheimhaltungserklärung unterschreiben, wolle er an den Gesprächen teilnehmen. Yves verweigerte seine Unterschrift mit der Begründung, dass er den Club nicht allein vertrete und seinen Vorstand informieren müsse. Als die Kommission ihm den Zugang verweigerte, entschied er sich, Meggen und die Versammlung umgehend zu verlassen. Dann rief er die ihm gleichgesinnten Präsidenten der Westschweizer Clubs zusammen, die dem ASG-Vorstand einen Brief schickten mit der Forderung: «Stopp, jetzt hört ihr vorerst die Clubs an.» Die Botschaft war klar.
Jean-Marc Mommer war von dieser Wendung der Ereignisse recht erschüttert und nahm einen Kranheitsurlaub. Yves Hofstetter seinerseits setzte sich mit Reto Bieler in Verbindung und die Situation änderte sich von Grund auf, indem ein neuer ASG-Vorstand eingesetzt wurde.
Dank dieser Krise erhielt sowohl die ASGI als auch die Migros GolfCard den Status einer Public Golf Organisation (PGO) …
... und zudem änderte die ASG ihren Namen in Swiss Golf und wurde eine moderne Organisation, das Haus des Schweizer Golfsports sozusagen!
2018 wurde Reto Bieler Präsident von Swiss Golf. Er machte einen in jeder Beziehung hervorragenden Job, mit kühlem Kopf und einer klaren Vision. Er hat die Delegiertenversammlung 2018 unter dem Motto «GEMEINSAM IN DIE ZUKUNFT» extrem gut vorbereitet. Alle Traktanden wurden genehmigt. Alles war perfekt durchdacht, alle Akteure waren versammelt, auch die Indoors, die Driving Ranges und die Swiss PGA. Reto Bieler hat es geschafft, das Vertrauen wiederherzustellen. Was uns am meisten am Herzen lag, war, als neue Kategorie in die Statuten aufgenommen zu werden. ASGI und Migros/GolfCard wurden als öffentliche Golforganisationen – oder PGOs – statutarische Mitglieder von Swiss Golf, und wir erhielten an der Delegiertenversammlung eine Anzahl Stimmen im Verhältnis zur Anzahl unserer Mitglieder. Zudem hatte nun jede PGO einen Platz im Vorstand von Swiss Golf.
Parallel dazu wurden zwei Unterstützungsfonds eingerichtet. Der erste ist Supporting Golf Together, ein Zusammenschluss von Swiss Golf, Migros GolfCard und ASGI mit einem Kapital von 1,5 Millionen Franken, das hauptsächlich für die grossen Profiturniere verwendet wird. Das zweite ist der Clubbeitrag, zu dem beide PGOs mit CHF 60 pro erwachsenem Mitglied beisteuern, was für jede PGO mehr als eine Million ausmacht.
Der Wandel war radikal und die Clubs erkannten, was auf dem Spiel stand. Wir wurdne nicht mehr als Gegner angesehen und die grosse Mehrheit der 98 Schweizer Clubs spielt heute mit. Wir fragen nach ihren Bedürfnissen, sei es in Form von Investitionen, Turnieren oder anderen Aktivitäten.
Ich darf hinzufügen, dass die ASGI bereits zehn Jahre zuvor einen Fonds zur Unterstützung der Clubs eingerichtet hatte. Dieser Sportfonds trägt zum Preisgeld von Profiturnieren bei, und zwar für ein Turnier pro Kategorie, Challenge Tour, LETAS, LET, Senior Tour, European Tour (OEM in Crans).
Alles läuft also gut für die ASGI, die eben 26-jährig wurde? Auch gegenüber der Migros/GolfCard, die immer mehr an Bedeutung zu gewinnen scheint?
Unsere Beziehungen zu allen Akteuren des Golfsports sind ausgezeichnet. In verschiedenen Kommissionen (Mitgliederkommission, Supporting Golf, Breitensport usw.) wird ein ständiger Dialog geführt. Die ASGI hatte schon immer eine eigene Strategie und eine Linie, die sie selbst definiert hat, und in diesem Sinne unterscheidet sie sich von anderen. Auch die Migros mit ihren sechs Golfzentren hat ihre eigene Strategie. Wir sind Konkurrenten mit unterschiedlichen Produkten, was unser gutes Einvernehmen in keiner Weise belastet.
Welche Pläne hat die ASGI für die Zukunft? Was sind derzeit Ihre grössten Herausforderungen?
Wir haben ein Umdenken bewirkt. Wir sind uns aber immer treu geblieben und verfolgen unsere globale Strategie mit den rund 30 Partnern, mit den Clubs, den Sponsoren und den Unternehmen. Die Ausbildung steht weiterhin im Mittelpunkt unserer Aktivitäten. Wir haben das Golf&Teaching-Programm 2022 – in Zusammenarbeit mit 28 Pros der Swiss PGA – ins Leben gerufen und in unsere «National Golf School» integriert. Dieses Programm soll es den Leuten ermöglichen, einen Pro in möglichst geringer Entfernung von ihrem Wohnort und zu einem sehr attraktiven Preis zu finden.
Wichtig ist zu realisieren, dass sich die Welt des Golfsports verändert hat. Die jüngeren Generationen haben andere Gewohnheiten und andere Wünsche. Man muss die jungen Leute an sich binden. Sie haben zwar Lust auf Golf, aber auch auf Spass. Es braucht neue Ideen, z. B. Turniere über 12 oder 2x6 Löcher. Wir bieten mehr Schnupperkurse an und unterstützen Vereine oder sogar Gruppen von Freunden, um kleine Turniere zu organisieren. Wir bieten ihnen auch Einführungskurse an, wenn genügend Interessenten vorhanden sind.
Und schliesslich möchte ich noch ein Grundprinzip in Erinnerung rufen: Wir reinvestieren alles Geld, das wir einnehmen, in die Entwicklung des Schweizer Golfsports. Die ASGI hat keine Kriegskasse und wir sind kein «Profit Center» das mit Golf Geld verdient.