Paragolf
Es begann mit den «one-armed» Golfern
Wie es sich gebührt, stammen die ersten Paragolfer aus Schottland, dem Home of Golf. Bereits 1892 berichtete die britische Revue «Golf» über zwei einarmige Golfer aus Schottland, James Kerr und Archibald Smith, Mitglieder des GC Leven Links, wo beide eine Rekordrunde von 91 Strokes verbuchten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fanden die ersten Wettkämpfe zwischen einarmigen Golfern statt. 1908 wurde im Golfclub La Boulie in der Nähe von Paris ein internationales Turnier über 36 Löcher organisiert, bei dem die Franzosen gegen die Engländer antraten. Zum Erstaunen der Engländer war es der Franzose Yves Botcazou, der mit einem Ergebnis von 180 Schlägen über 36 Löcher den Sieg davontrug. Er schlug unter anderem den britischen Meister John Haskins (s. Fotogalerie von Haskin’s Schwungabfolge).
Yves Botcazou, ein Bäckerlehrling, der nach einem Arbeitsunfall in La Boulie als Caddie anheuerte, war bekannt für sein präzises Putten und seine Annäherungsschläge. Er nahm unter anderem an der French Open 1911 (30. Platz mit durchschnittlich 82 Schlägen pro Runde) und der British Open 1914 teil. Da er während des Ersten Weltkriegs nicht eingezogen wurde, erhielt er vorübergehend den Posten als Headpro in La Boulie. Im Jahr 1919 unternahm er eine brillante Tour durch die USA und spielte unter anderem Schaukämpfe gegen den amerikanischen «one-armed golfer» Luis Martucci. 1925 wurde Botcazou Mitglied der neu gegründeten PGA de France. Er starb 1953 im Alter von 72 Jahren.
Das gemeinsame Ziel: Inklusion
Das Engagement von Swiss GolfSeit den inoffiziellen Anfängen des Paragolfs, die durch diese wenigen historischen Bilder illustriert werden, hat sich sehr viel verändert und zwar nicht nur im Golf, sondern in den meisten Sportarten. Heutzutage nimmt der Sport für Behinderte einen wichtigen Platz ein, jeder kennt die Paralympischen Spiele, die traditionell auf die «gewöhnlichen» Olympischen Spiele folgen (leider immer noch ohne Einbezug des Golfsports, wie wir später sehen werden).
Weniger bekannt ist, dass dieser Impuls für die Inklusion aller in die grosse Familie des Sports in der unmittelbaren Nachkriegszeit entstand. Die «Stoke Mandeville Wheelchair Games», benannt nach einem Krankenhaus nördlich von London, wurden 1948 zwischen invaliden Veteranen des Zweiten Weltkriegs ausgetragen und wirkten als Auslöser für sportliche Wettkämpfe, die auch Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen offenstehen. In allen Ländern wurden Organisationen zur Förderung des Behindertensports gegründet, so auch in der Schweiz mit der Gründung der Dachorganisation PluSport im Jahr 1960. Heute ist PluSport das Schweizer Kompetenzzentrum für Behindertensport und Inklusion, sowohl im Bereich des Breitensports als auch des Spitzensports und der Nachwuchsförderung.
«Wir freuen uns darauf, Golf als eine der inklusivsten Sportarten in der Schweiz zu etablieren.»
«Swiss Golf verfolgt die gleichen Ziele: Golf für Menschen mit Beeinträchtigung zu fördern und die besten Spielerinnen und Spieler zu ermutigen, an Spitzenwettkämpfen teilzunehmen», erklärt Barbara Albisetti-Heath, Direktorin Sport von Swiss Golf. «Um die weitere Entwicklung strukturiert voranzutreiben, arbeitet Swiss Golf eng mit PluSport und Special Olympics zusammen», fügt sie bei. Ausserdem unterstützt Supporting Golf Together (dem Swiss Golf, ASGI und Migros GolfCard angehören) mehrere Veranstaltungen finanziell.
Die Direktorin Sport von Swiss Golf betont, dass es von entscheidender Bedeutung ist, die Schweizer Golfwelt für dieses Thema zu sensibilisieren und Menschen mit Beeinträchtigung den Zugang zu Clubaktivitäten zu erleichtern. «Wir freuen uns darauf, Golf als eine der inklusivsten Sportarten in der Schweiz zu etablieren», betont Barbara Albisetti-Heath.
Im Folgenden geben wir einen Überblick über Paragolf-Events und -Organisationen sowohl in der Schweiz als auch weltweit und stellen einige Schweizer und internationale Golferinnen und Golfer vor, die bei diesen Wettkämpfen geglänzt haben.
Swiss ParaGolf Association
Die im November 2022 gegründete Swiss ParaGolf Association (SPGA) unterstützt und fördert den Golfsport für Menschen mit Beeinträchtigung, die Integration/Inklusion, das Gemeinschaftserlebnis und Zugehörigkeitsgefühl sowie den sportlichen Wettkampf auf nationaler und internationaler Ebene. Der Verein organisiert eigene Events und unterstützt auch Charity-Turniere.
Die treibende Kraft dieser Gründung war der heutige Präsident Patrick Rosenast, der infolge einer Blutung bei einer Hirnoperation seit Ende 2020 auf der linken Körperseite mit einer Hemiparese zu kämpfen hat. «Golf bedeutete mir sehr viel, und ich und ich musste unbedingt wieder auf den Golfplatz zurück, um herauszufinden, ob ich je wieder Golf spielen könnte», erzählt der Mittfünfziger. Er stellte fest, dass die Schweiz im Vergleich zu unseren Nachbarländern sehr rückständig war und beschloss mit einigen Gleichgesinnten die Gründung der SPGA, die aktuell 19 Aktivmitglieder und über 50 Passiv- und Supporting Members zählt. Es gibt aber noch viel mehr Menschen jeden Alters und mit einem breiten Spektrum an Beeinträchtigungen, die in der Schweiz Golf spielen, sei es als Hobby oder mir sportlichen Ambitionen. Sie alle sollten idealerweise der Swiss ParaGolf Association beitreten.
Immer mehr Schweizer Golfclubs erleichtern heute den Zugang für Spieler:innen mit Beeinträchtigungen und gleichzeitig ermöglichen die angepassten Golfregeln die Teilnahme von disabled Golfer:innen an offenen Turnieren. Ein grosses Anliegen der SPGA ist es, die Clubs über die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen zu sensibilisieren, z. B. über die Preise für Carts und Buggys, die ihnen in den meisten europäischen Ländern kostenlos oder zu ermässigten Tarifen zur Verfügung gestellt werden. Ein Verzeichnis der Schweizer Golfclubs die für Spieler:innen mit körperlicher Beeinträchtigung mehr oder weniger gut geeignet sind, insbesondere im Hinblick auf Rollstühle, ist für 2025 geplant.
«Meisterschaft für alle» in Bonmont
2023 organisierte Swiss Golf im Golf & Country Club Bonmont die zweite Ausgabe seiner «Meisterschaft für alle». Wie schon im Jahr zuvor in Ascona stand die Veranstaltung im Zeichen der Inklusion und vereinte die Finalrunden der Swiss Golf National Championship für die besten Amateurgolfer und -golferinnen des Landes, die Swiss Golf Open G4D Championship für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung (17 Teilnehmer:innen) sowie die Special Olympics Foursomes und Singles für Menschen mit geistiger Behinderung. Besser als Worte erzählt unsere Fotostrecke von diesem wunderbaren «inklusiven» Tag des Teilens und der Freundschaft.
Fotos © Studio Patrick Jantet
PluSport und Special Olympics Switzerland
Jérôme ReynardIn der Schweiz setzen sich mehrere Sportorganisationen dafür ein, dass Menschen mit Beeinträchtigung in den Golfsport integriert werden. Eine Bestandesaufnahme mit PluSport und Special Olympics Switzerland.
Inklusion ist für Swiss Golf ein wichtiges Thema. Aus diesem Grund hat sich der Verband mit PluSport, der Dachorganisation des Schweizer Behindertensports, und der Stiftung Special Olympics Switzerland, die sich für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung einsetzt, zusammengeschlossen. Die drei Verbände verfolgen gemeinsam ein konkretes Ziel: die Förderung des Golfsports.
«Wir finden, dass Förderung mit Sensibilisierung beginnt, angefangen bei den Golfclubs: Golferinnen und Golfer mit Beeinträchtigung sollen die Infrastruktur auch dann nutzen können, wenn sie spezifische Bedürfnisse haben», erklärt Olivia Stoffel, Bereichsleiterin Spitzensport bei PluSport. «Gleichzeitig wollen wir aber auch Menschen mit Beeinträchtigung, die nicht Golf spielen, darauf aufmerksam machen, dass es für sie möglich ist, diese Aktivität auszuüben und dabei unterstützt zu werden.» Swiss Golf und PluSport arbeiten seit 2021 zusammen. «Golf ist gesund und findet draussen statt. Und es können Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammenspielen. Das ist Inklusion pur», fügt sie bei. Im Spitzensport kann Paragolf mit gewissen anderen Disziplinen jedoch noch nicht mithalten. «Wir haben zwar eine Struktur aufgebaut, in der fünf Athleten einem Kader angehören, aber es gibt keine Nationalmannschaft im eigentlichen Sinn», räumt Olivia Stoffel ein.
Nationale Meisterschaft
Seit 2022 gibt es jedoch eine Schweizermeisterschaft unter der Schirmherrschaft von Swiss Golf. Das Turnier ist Teil der Swiss Golf National Championship. Dort kämpfen die besten Paragolferinnen und Paragolfer am selben Ort wie die besten Amateurinnen und Amateure des Landes um den nationalen Titel. Zudem gibt es einen Wettbewerb für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung. Im Jahr 2022 fand die Veranstaltung in Ascona statt und 2023 in Bonmont. «Die Swiss Golf National Championship ist eine attraktive Plattform, um von sich reden zu machen und zu zeigen, dass es Organisationen gibt, die Golf für Menschen mit Beeinträchtigung vorantreiben», freut sich Aldo Doninelli, Sports Coordinator bei Special Olympics Switzerland. Die Bewegung selbst deckt eine grosse Bandbreite an Anlässen ab. «Es gibt diese Championship, zu der wir von Swiss Golf eingeladen werden, aber es gibt auch Special Olympics Veranstaltungen, bei denen Golf Teil eines Multisportprogramms ist. Ich denke da an die Regional Games und an die World Summer Games», erklärt Aldo Doninelli, der zudem in verschiedenen Regionen des Landes inklusive Golfturniere ausrichten möchte, die an klassische Clubwettbewerbe gekoppelt sind.
Ein einmaliges Beispiel
Die Events von Special Olympics Switzerland richten sich an Spielerinnen und Spieler aller Niveaus. Die Wettkampfkategorien reichen von Übungen auf der Driving Range, die auf einem Punktesystem basieren, über Partien, die von Teams aus einer Person mit und einer Person ohne geistige Beeinträchtigung bestritten werden, bis hin zu Partien, die von einer Golferin oder einem Golfer allein gespielt werden.
Neben den Wettkämpfen engagiert sich Special Olympics Switzerland auch für die Entwicklung neuer Trainingsmöglichkeiten auf Golfplätzen. Ein umfangreiches Programm also für eine Bewegung, die insgesamt 21 Sommer- und Wintersportarten umfasst. In den letzten fünf Jahren haben die meisten nationalen Verbände ihre Sensibilität für Inklusion erhöht. «Aber Swiss Golf gehört zu den aktivsten. Die Einladung an eine nationale Meisterschaft ist bis heute einzigartig in der Schweiz», fasst Aldo Doninelli zusammen.
(Dieser Artikel wurde im Swiss Golf Magazin 3/2023 veröffentlicht)
Die neue Regel 25
Früher waren die Anpassungen für Spielerinnen und Spieler mit Beeinträchtigung in den lokalen Turnierbestimmungen festgehalten. Seit 2023 sind sie nun mit Regel 25 fester Bestandteil der allgemeinen Golfregeln. Nun gelten diese Anpassungen jederzeit und überall, während es zuvor jedem Turnierveranstalter überlassen war, ob er eine oder mehrere dieser Anpassungen übernahm.
Konkret werden in Regel 25 einige Regeln angepasst, damit Spielerinnen und Spieler mit bestimmten Behinderungen fair mit Golferinnen und Golfern ohne Behinderung, mit derselben Behinderung oder mit einer anderen Art von Behinderung spielen können. Anpassungen sind für blinde oder sehbehinderte Menschen, Menschen mit Amputationen, Menschen, die eine Mobilitätshilfe benutzen, und Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung vorgesehen.
Scannen Sie den QR-Code und erfahren Sie mehr zu Regel 25:
Golf und Paralympics
Golf gehört nicht zu den paralympischen Disziplinen. Der Internationale Golfverband (IGF) wollte dies ändern und hat sich für die Aufnahme des Golfsports ins Programm der Paralympics in Paris 2024 beworben. Leider lehnte das Internationale Paralympische Komitee den Antrag ab. Zu hoffen ist, dass sich der IGF in den zukünftigen Bewerbungsprozessen für die Paralympics erneut für die Aufnahme von Golf einsetzen wird.
«Mit der Aufnahme von PluSport als angeschlossene Vereinigung bei Swiss Golf soll der Grundstein für eine engere Zusammenarbeit im Paragolf gelegt werden», betont Olivia Stoffel, Bereichsleiterin Spitzensport bei PluSport. Ziel ist es, den Paragolfern den Zugang zu geeigneter Infrastruktur zu ermöglichen und sie an die internationale Spitze zu führen. Mit Teilnahmen an internationalen Turnieren kann die Schweiz ihren Beitrag dazu leisten, dass Golf ins paralympische Programm aufgenommen wird. Denn je mehr Spieler:innen in möglichst vielen Ländern aktiv golfen, desto grösser ist die Chance für die Anerkennung des Golfsports als paralympische Disziplin.
EDGA: Der Europäische Dachverband
Die EDGA (European Disabled Golf Association) ist eine gemeinnützige, ehrenamtliche Organisation, die sich für die Förderung des Paragolfs sowohl für Neueinsteiger als auch für erprobte Golfer und die für sie organisierten Wettkämpfe einsetzt. Die EDGA berät den R&A, die International Golf Federation (IGF), die DP World Tour und die European Golf Association (EGA) in Fragen des Golfsports für beeinträchtigte Spieler:innen.
Die EDGA wurde im Jahr 2000 in Wiesbaden gegründet und hat über 36 nationale Verbände aus der ganzen Welt als Mitglieder, von denen rund 40 Prozent aus Ländern ausserhalb Europas stammen.
Mit dem Ziel, den Golfsport zu fördern, entwickelt die EDGA Ausbildungsprogramme für Trainer, die in Rehabilitationszentren, Spitälern und Golfclubs angeboten werden und stellt Lizenzen für Golfer und Golferinnen mit Beeinträchtigungen aus. Alle diese Initiativen stehen den Mitgliedern der EDGA zur Verfügung, ebenso wie Protokolle für die Organisation von Turnieren, für die Definitionen von Beeinträchtigungen sowie andere Programme, die bezwecken, die Zahl der Paragolfer:innen weltweit zu erhöhen.
Die EDGA richtet jährlich rund 70 Turniere in drei Kategorien aus:
- Stableford (HCP 18.5 - 54)
- Strokeplay netto (HCP 7.5 - 18.4)
- Strokeplay brutto (HCP 7.5 oder besser)
Die im Februar 2022 lancierte G4D Tour mit acht bis zehn Turnieren jährlich ist Teil des Engagements der DP World Tour für Inklusion im Golfsport und richtet sich an die Bestklassierten des WR4GD (World Ranking for Golfers with Disability). Die G4D-Turniere werden auf dem gleichen Platz und in der gleichen Woche wie die Events der DP World Tour gespielt. Die European Tour Group übernimmt die Kosten der Teilnahme an der G4D Tour.
Analoge Verbände gibt es auf anderen Kontinenten, wie z.B. die USAGA (US Adaptive Golf Alliance), ADGA (American Disabled Golfers Association), NAOAGA (North American One-Armes Golfer Association) sowie die JBGA (Japanese Blind Golf Association) etc., die ebenfalls regionale, nationale oder internationale Turniere ausrichten.
The R&A lanciert die erste G4D OPEN
Die erste Open für Golfer und Golferinnen mit Beeinträchtigungen, co-sanktioniert durch The R&A und die DP World Tour, fand im Mai 2023 in Woburn statt.
Die G4D Open wird in Partnerschaft mit The R&A und der DP World Tour veranstaltet und von der EDGA unterstützt. Es ist das inklusivste Golfturnier gemäss WR4GD für Spieler:innen aller Altersgruppen, sowohl Amateure als auch Profis. Rund 80 der weltbesten Paragolfer und -golferinnen (HCP 36 oder besser) aus 19 Ländern traten 2023 bei der ersten G4D Open auf dem Duchess Course in Woburn über drei Runden in neun Beeinträchtigungs-Kategorien gegeneinander an. Die G4D Open findet im Mai 2024 erneut in Woburn statt.
GOLF IS OPEN TO ALL
Transplant Games
Seit vierzig Jahren finden weltweit auch internationale Wettkämpfe für transplantierte Sportler statt. Darunter Golfer und Golferinnen aus der Schweiz.
Die ersten World Transplant Games wurden im Sommer 1978 in Portsmouth (England) organisiert und finden seither alle zwei Jahre statt. 1994 wurden die ersten Winter World Transplant Games 1994 in Tignes (Frankreich) abgehalten und finden seither jeweils in den Zwischenjahren zu den Sommerspielen statt. Sie stehen Teilnehmern zwischen 4 (!) und 80 Jahren offen, die sich einer Organ- oder Knochenmark-Transplantation unterzogen haben.
Auf europäischer Ebene fanden die ersten Transplant and Dialysis Games im Jahr 2000 in Athen statt. Auch sie werden alle zwei Jahre abgehalten und stehen zusätzlich ebenfalls auch Dialyse-Patienten offen. Bei allen diesen Events wird die Wichtigkeit der Organspende hervorgehoben.
Die ersten World Transplant Games wurden im Sommer 1978 in Portsmouth (England) organisiert und finden seither alle zwei Jahre statt. 1994 wurden die ersten Winter World Transplant Games 1994 in Tignes (Frankreich) abgehalten und finden seither jeweils in den Zwischenjahren zu den Sommerspielen statt. Sie stehen Teilnehmern zwischen 4 (!) und 80 Jahren offen, die sich einer Organ- oder Knochenmark-Transplantation unterzogen haben.
Auf europäischer Ebene fanden die ersten Transplant and Dialysis Games im Jahr 2000 in Athen statt. Auch sie werden alle zwei Jahre abgehalten und stehen zusätzlich ebenfalls auch Dialyse-Patienten offen. Bei allen diesen Events wird die Wichtigkeit der Organspende hervorgehoben.
Videoreportage von Fabiano Pararore:
https://youtu.be/n4uDTRihuqQ
Instagram: @Miro_Waldvogel
https://www.mirowaldvogel.com/
Hommage
Der Kampf von Ex-Pro Yves AubersonDer Waadtländer Yves Auberson wurde 1988 Schweizer Juniorenmeister im Golf und spielte zehn Jahre auf der Tour. Im Alter von 35 Jahren wurde bei ihm die Parkinson-Krankheit diagnostiziert. Der passionierte Sportler kämpfte mit Leib und Seele gegen die Krankheit und überquerte die Alpen zu Fuss. Im Frühling 2023 ist Yves Auberson gestorben.
Thérèse Obrecht Hodler
Es ist eine Geschichte von Mut und Willenskraft. Die eines jungen Familienvaters und leidenschaftlichen Sportlers, der erfährt, dass er an Parkinson leidet, einer neurodegenerativen Krankheit, die die schrittweise Zerstörung der sogenannten Dopamin-Neuronen im Gehirn verursacht, welche die Motorik des Körpers regulieren. Im Alter von 35 Jahren, kurz nach der Geburt seines Sohnes Arno, teilten ihm die Ärzte mit, dass seine Lebenserwartung höchstens 15 Jahre betrage. Sie hatten nicht mit der mentalen Stärke von Yves Auberson gerechnet, der fast zwanzig Jahre lang wie ein Löwe gegen die unheilbare Krankheit kämpfte.
Wir haben den ehemaligen Profi-Golfer zwei Jahre vor seinem Tod getroffen. Er rannte die Treppe hinunter, um die Tür des kleinen Gebäudes in Nyon zu öffnen, in dem er damals wohnte. Er spasste über seine «fünfzehn gemeinsamen Jahre mit Parkinson» mit einer Ironie, die er trotz seines harten Schicksals nie abgelegt hat. Seine zehn Jahre als Profi auf der europäischen Tour, unter anderem mit dem Walliser Steve Rey – «mein bester Kumpel» – waren spannend, aber finanziell prekär. Yves Auberson setzte seiner Karriere ein Ende und liess sich zum Sportcoach ausbilden. Der Sport wurde ihm sozusagen in die Wiege gelegt: Sein Vater (Bernard) ist ein ehemaliger Davis-Cup-Spieler und seine Mutter (Maya Auberson-Roth) war Schweizer Tennismeisterin, bevor sie eine der besten Amateurgolferinnen des Landes wurde. «Sport ist die beste Medizin. Wenn ich laufe, scheint mein Körper die Krankheit fast zu vergessen», sagte Yves Auberson.
«Ich fühlte mich wie ein
Tänzer auf dem hohen Seil.»
Zu Fuss über die Alpen
Diese Feststellung wird zu seinem Mantra und seinem Lebensinhalt. 2019 gründete er den Verein Défi Parkinson (Parkinson-Challenge), deren Ziel es ist, sowohl gegen die vorgefassten Meinungen anzukämpfen als auch zu zeigen, dass intensive sportliche Betätigung die Auswirkungen der Krankheit mildern kann. Yves Auberson bewies dies, indem er in 100 Tagen die Alpen überquerte und dabei über 1000 Kilometer zu Fuss zurücklegte, oft im Laufschritt, über Stock und Stein, manchmal im Regen, in vier- bis fünfstündigen Tagesmärschen. Ein Freund hatte die gesamte Logistik geplant, die Etappen, die Ruhetage und auch den Transport der rund 1800 Pillen, die Yves während des dreimonatigen Marathons einnehmen musste. Sein Sohn Arno, damals 17 Jahre alt und Student an einer Handelsfachhochschule, begleitete ihn mehrere Tage und sah, wie sein Vater stürzte, sich die Knie aufschürfte und den Knöchel verstauchte – aber immer wieder aufstand. «Ich fühlte mich wie ein Tänzer auf dem hohen Seil. Aber ich kämpfe, weil ich nicht will, dass die Krankheit die Oberhand gewinnt», lächelte Yves Auberson und fügte hinzu, dass er während des langen Marsches, der unter dem Jubel seiner Freunde und Supporter an der Uferpromenade von Montreux endete, «ins Leben zurückgekehrt» sei.
Sport in die Therapie integriert
«Ma vie est un défi», der bewegende Film von Stephan Rytz, schildert diesen unglaublichen Exploit. Ausschnitte davon wurden im Fernsehen gezeigt. Tausende von Menschen schrieben Yves Auberson, der überglücklich war, «den Parkinson-Patienten zu zeigen, dass man trotzdem noch etwas erreichen kann». In der Folge arbeitete Yves als Sportcoach in der Klinik Valmont in Glion, unter anderem mit Patienten, die ebenfalls an degenerativen Krankheiten litten. «Sport ist heutzutage in die Therapie integriert und hilft, die Krankheitssyndrome abzuschwächen. Ich bin eine Art Vorbild für die Patienten», erzählte Yves Auberson mit leuchtenden Augen.
Nur eine kurze Verschnaufpause
Nach der Alpenüberquerung schlugen ihm seine Ärzte eine Operation vor, um sowohl die Parkinson-Symptome als auch die Menge der täglich verschriebenen Medikamente zu verringern und trotzdem einigermassen «einsatzfähig» zu bleiben. Elektroden wurden in sein Gehirn implantiert, um die Motorik zu harmonisieren. In der ersten Zeit verbesserte sich seine Lebensqualität sichtbar. Er konnte seine Bewegungen wieder kontrollieren, die Zubereitung der Mahlzeiten dauerte nicht mehr stundenlang und er ging selbst einkaufen. Doch die Atempause war nur von kurzer Dauer.
Maya, seine Mutter, die ihn während der Leidensjahre Tag für Tag unterstützt hat, beschreibt den unaufhaltsamen Verfall einige Monate nach der Operation. «Er konnte nicht mehr essen, eine Hälfte des Gehirns funktionierte nicht mehr, er lag wochenlang im Spital – und trotzdem behielt er seine Lebensfreude und machte weiterhin täglich seine Übungen. Aber es wurde auf die Dauer einfach zu anstrengend und zu frustrierend, selbst für jemanden mit der Willenskraft von Yves.» Mehrere seiner ehemaligen Golfkollegen kamen, um sich von ihm zu verabschieden. Im oben erwähnten Film zollt sein Sohn Arno seinem Vater einen wunderschönen Tribut. Yves Auberson, dieser einzigartige Kämpfer, ist 2023 an einem sonnigen Frühlingstag von uns gegangen.