Die faszinierende Reise des Frauengolfs in der Schweiz von seinen Anfängen bis heute – Teil 1

Einführung

Die ersten Schweizer Proetten auf der Tour

Drei Schweizer Golferinnen waren in gewisser Weise «Wegbereiterinnen» als Proetten auf den internationalen Touren. Sie zeigten den Nachwuchsspielerinnen, dass es möglich ist, als Proette sein Leben zu verdienen und haben somit Verdienst an den Leistungen, die kommende Generationen von Schweizer Profigolferinnen erbrachten.

Carole Charbonnier, die in Sambia aufwuchs und als 16-Jährige in die Schweiz kam, gewann 1978 die Internationale Meisterschaft der Schweiz und wechselte 1980 ins Profilager, indem sie sich an der Q-School der LPGA qualifizierte. Ihre Situation war typisch für diese Zeit: sie musste unbedingt Sponsoren finden, um ihre Saison zu finanzieren (rund 30.000 Dollar pro Jahr). Auf der amerikanischen Frauentour 1979 erreichte das Preisgeld rund 5 Millionen Dollar (die Hälfte der PGA-Männertour). Bei der ASG kam die Idee auf, einen Spezialfonds für diesen Zweck zu schaffen. Im September 1982 verpasste sie ihren ersten Titel auf der amerikanischen Frauentour um nur einen Schlag, wodurch sie jedoch in der Rangliste so weit nach vorne rückte, dass sie 1983 an allen LPGA-Turnieren teilnehmen konnte. 

1984, nach vier Jahren auf der LPGA Tour, war Charbonnier 36. der Order of Merit mit fast 43.000 Dollar Preisgeld (insgesamt 88.000 in vier Saisons). Sie hatte dank Jim Flick, einem der besten US-Coaches, alle ihre Schläge verbessert. Mentale Stärke, Wille und Ehrgeiz seien entscheidend für ein gutes Spiel, betonte die Pionierin. 

Zwischen 1980 und 1987 platzierte sie sich acht Mal in den Top 10 und erspielte sich insgesamt 140.000 Dollar Preisgeld. 

Die Genferin Régine Lautens, geboren 1960, ist eine markante Figur des Schweizer Frauengolfs. In den 1980er und 1990er Jahren war sie eine der besten Schweizer Golferinnen und gehörte von 1976 bis 1987 dem Schweizer Nationalkader an. Mit 16 Jahren wurde sie 1977 zum ersten (aber nicht letzten) Mal Schweizermeisterin. 1979 und 1980 wurde sie Internationale Juniorenmeisterin von Belgien bzw. Frankreich. 1980 gewann sie die Einzelwertung an der Fiat Trophy in Turin mit Platzrekord (67, -5) und siegte auch im Team mit Marie-Christine de Werra, Charles-André Bagnoud und Yvan Couturier). 1978 und 1987 gewann sie die Internationale Meisterschaft der Schweiz und reihte bis 1987 ein Dutzend Siege an Internationalen Meisterschaften, sowie auch nationale Amateur- und Juniorenmeisterschaften an. Unter anderem wurde sie 1982 Australische Meisterin in Canberra, gewann die Internationale Meisterschaft von Marokko und spielte zu dieser Zeit zweimal beim US-Amateur Championship mit. 1983 wurde sie internationale Meisterin von Frankreich, 1984 Internationale Meisterin von Italien, sowie auch 1985. 1986 gewann sie die Internationale Meisterschaft von Spanien, 1987 die internationalen Meisterschaften der Schweiz und Italien, sowie die Einzelwertung beim Mundial Feminino in Cali, Kolumbien. Zwischen 1980 und 1985 verlor sie bei fünf Internationalen Meisterschaften erst im Match Play Final. Sie war dreimal Mitglied der Kontinentalmannschaft (1983/1985/1987) und nahm fünfmal an der Team-WM teil. Die Genferin wechselte erst 1988 als 28-Jährige ins Profilager mit einem Vertrag der Agentur McCormack und spielte erfolgreich auf der Ladies European Tour, wo sie auf die aus den USA zurückgekehrte Carole Charbonnier traf. 1988 belegte sie den 19. Rang der Order of Merit der WPGT (Women’s Professional Golf Tour) sowie den dritten Rang bei den European Masters. 1992 erreichte sie mit Evelyn Orley den vierten Platz bei der World Pro Team Championship. Régine Lautens war noch im Jahr 2001 die einzige Schweizerin auf der Ladies European Tour. Danach spielte sie eine wichtige Rolle als Coach des Schweizer Frauen-Nationalkaders. 

Die Zürcherin Evelyn Orley, geboren 1966, ist eine herausragende Golferin, die 1983 die British Girls Championship gewann sowie 1984 das Stroke Play an der Internationalen Meisterschaft von Südafrika. 1988 war sie beste Schweizer Amateurin und gewann die Internationale Italienische Amateur-Meisterschaft. Damals erklärte sie, dass sie nicht auf der Tour «herumzigeunern», sondern Jus studieren wolle. 1989, nach vier Jahren College Golf in den USA, wurde sie dennoch Profispielerin mit einem Vierjahresvertrag von Marc Biver Management und qualifizierte sich für die amerikanische Tour. Sie begann ihr Rookie-Jahr auf der LPGA mit zwei grossen Siegen: bei der Singapore Open und beim LET-Turnier in Bonmont. 1991 belegte sie den zweiten Platz bei der English Open und den sechsten Platz bei der British Open. Nach 17 Jahren Golfwettkampf konvertierte sie schrittweise ins Golfbusiness in den USA. Heute spielt sie wieder als Amateurin und ist seit 2022 Mitglied des Schweizer Seniorinnenteams.

Ausgezeichnete Amateurinnen

Annette Weber, geboren 1961, begann im Basler Golfclub Golf zu spielen. 1973 wurde sie in die Girls Nationalmannschaft (damals Juniorinnen) aufgenommen. Mit den Girls und später den Damen (Carole Charbonnier, Marie-Christine de Werra, Régine Lautens, Evelyn Orley etc.) spielte sie 13 Jahre lang für die Nationalmannschaft. 1976 gewann sie an den Team-Europameisterschaften der Juniorinnen die Bronzemadaille. Dreimal wurde sie Schweizer Meisterin, einmal 4. bei den Europameisterschaften im Einzel 1981. 1986 verliess sie das Nationalteam aus beruflichen Gründen: Sie wollte studieren und ihre eigene Firma gründen. Als langjährige Captain der Nationalmannschaft Girls und Damen führte sie diese mehrmals zum Erfolg: So errang die Damen-Nationalmannschaft 2014 in der Europameisterschaft die Bronzemedaille, 2015 die Silbermedaille, in der WM 2016 die Silbermedaille. Annette Weber ist die einzige Frau, die zugleich in zwei Nationalmannschaften gespielt hat, Nationalmannschafts-Captain war und heute als Vorstandsmitglied bei Swiss Golf tätig ist. Sie ist zudem die Initiantin für das Aufarbeiten der Swiss Golf History, ein ambitiöses Projekt, geplant für das 125-jährige Jubiläum des Schweizer Golfverbands im Jahr 2027. 

Zu den herausragenden Spielerinnen dieser Zeit zählen ebenfalls Jackie Dangel Orley und Sandra Storjohann-Modi. Jackie Orley spielte schon als Juniorin im Schweizer Team, danach war sie bei den Damen, jetzt ist sie bei den Seniorinnen dabei. Sie spielte bei verschiedenen Frauen-Weltmeisterschaften mit, ebenso wie ihre Schwester Evelyn. 2023 nahm sie an der European Senior Ladies Team Championship teil, bei der das Team die Bronzemedaille gewann. Sandra Storjohann-Modi, die Tochter von Johnny Storjohann, bereits früh mit Golf vertraut, nahm mit dem Schweizer Team an mehreren Europameisterschaften teil. Nun arbeitet sie als Mitarbeiterin bei Swiss Golf und spielt weiterhin erfolgreich Golf.

Sophie Ducrey, geboren 1968 in Lausanne, ist ebenfalls eine erfolgreiche Ausnahmegolferin. Sie gewann sechs Mal hintereinander (1989–1994) das Omnium Suisse, zweimal das Schweizer Frauen Matchplay. Schon als Juniorin spielte sie im Schweizer Team, später im Nationalteam, wobei sie bei mehreren Europameisterschaften und bei vier Frauen-Weltmeisterschaften die Schweiz vertrat. In den letzten Jahren nahm sie erfolgreich bei fünf Seniorinnen-Europameisterschaften im Team teil. Im Jahr 2021 gewann sie die Schweizer Seniorinnen-Meisterschaft und belegte den geteilten 2. Platz bei der Einzel-Europameisterschaft der Seniorinnen in Mortfontaine. Im Jahr 2024 gewann sie die Schweizer Mid-Amateur-Meisterschaft.

Eine weitere erfolgreiche Golferin ist Sheila Gut-Lee, geboren 1974. Sie dominierte die Schweizer Golfszene über viele Jahre, spielte in der Nationalmannschaft und war achtfache Schweizer Meisterin.

1995 gab es 49 Schweizer Golfclubs (darunter einige im nahen Ausland, also in Frankreich und in Deutschland) mit ca. 25.000 Mitglieder. 9.700 davon waren Frauen.

Diese letzten 20 Jahre vor der Jahrtausendwende waren geprägt von bedeutenden Erfolgen und einem kontinuierlichen Wachstum des Golfsports bei den Frauen in der Schweiz. Die Arbeit der ASG – Förderung junger Talente, Organisation von Turnieren, Unterstützung der Clubs – begann sich auszuzahlen.

2000–2024 – 24 vielversprechende Jahre für das Frauengolf in der Schweiz

Im Jahr 2000 gab es 72 Golfanlagen mit rund 25.000 Golfern und 12.000 Golferinnen in und ausserhalb der Schweiz. 

Es war ein erfolgreiches Jahr für die Schweizer Golferinnen. Zum einen gewann das U-18-Team der Mädchen bei den Europameisterschaften in Schweden überraschend die Silbermedaille. 

Zum anderen belegten die Schweizer Seniorinnen zum zweiten Mal hintereinander bei den Team-Europameisterschaften in Schweden den zweiten Platz. Im Jahr 2001 heimsten die Schweizer Seniorinnen alle Preise ein, die es zu gewinnen gab. Höhepunkt war der Sieg an den Internationalen Meisterschaften in Italien mit Mimmi Guglielmone, Ariella del Rocino und Karina Lorang sowie die Bronzemedaille bei der European Senior Ladies Team Championship in Schönenberg in der Schweiz. 

Im Juli 2002 feierte der Schweizerische Golfverband seinen 100. Geburtstag mit einem grossen Fest und einem ausführlichen, reich bebilderten Jubiläumsbuch, das die vergangenen 100 Jahre Revue passieren liess. Der Verband, so der damalige Präsident Christian Grand, sei jedoch immer mehr an seiner Zukunft als an seiner Vergangenheit interessiert. Er blicke mit Zuversicht nach vorne. 
Die folgenden Jahre des Wachstums, sowohl bei dem Bau neuer Golfplätze und der Anzahl der Golfspieler als auch bei den Erfolgen der Schweizer Golfer und Golferinnen, sollten ihm recht geben.

Knapp 28.000 Golferinnen und 50.000 Golfer spielten im Jahr 2012 auf mittlerweile 94 Golfplätzen von Swiss Golf in und ausserhalb der Schweiz Golf.  

Ab 2014 fand das Flumserberg Ladies Open auf dem Golfplatz Gams-Werdenberg im St. Galler Rheintal statt. Es feierte im Mai 2023 sein 10-jähriges Jubiläum. Der gepflegte Platz bietet jedes Jahr neue Herausforderungen. Das Turnier ist Teil der LET Access Series und zeichnet sich durch die Nähe der Spielerinnen zu den Zuschauern, Sponsoren und Helferinnen und Helfern aus. 
Für Schweizer Spielerinnen ist das Turnier ein Highlight, da sie vor heimischem Publikum spielen und Preisgeld gewinnen können. Es bietet auch Amateurinnen die Chance, sich mit den Besten zu messen und den Alltag einer Profispielerin kennenzulernen. Nachwuchstalent Elena Moosmann gewann 2019 im Alter von 21 Jahren die renommierte Meisterschaft, unterstützt und befeuert durch zahlreiche begeisterte Zuschauer.

Eine neue Generation junger, engagierter und talentierter Spielerinnen war inzwischen herangewachsen. Dazu gehörten Caroline Rominger, Fabienne In-Albon, Kim und Morgane Métraux, Albane Valenzuela, Vanessa Knecht, Elena Moosmann und Chiara Tamburlini.

Einige aussergewöhnliche Erfolge konnten die Schweizer Frauen aller Altersklassen in den letzten Jahren für sich verbuchen:

  • Im Jahr 2014 gewann das Schweizer Frauenteam bei der Team-Europameisterschaft in Slowenien die Bronzemedaille. 
  • 2015 gewannen die Schweizerinnen bei den Europäischen Team Meisterschaften in Dänemark bravourös die Silbermedaille. 
  • 2016 gewannen die Schweizer Frauen Silber bei der Team-Amateur-WM in Mexiko, bei der 55 Nationen angetreten waren. Für die Schweizer Mannschaft spielten Kim und Morgane Métraux und Azelia Meichtry. Die Medienberichterstattung über Frauengolf verbesserte sich signifikant, mit einem deutlichen Anstieg der Fernsehübertragungen. 
  • Im Jahr 2017 belegten Schweizerinnen bei der Einzel-Europameisterschaft in Lausanne die Plätze 2, 3 und 21 (Albane Valenzuela, Morgane Métraux, Kim Métraux). 
  • 2021 konnten die Schweizer Seniorinnen bei der European Senior Ladies Team Championship in Blackseerama, Bulgarien, die Bronzemedaille gewinnen. 
  • 2022 triumphierte Morgane Métraux bei den Ladies Italian Open als erste Schweizerin seit 32 Jahren auf der europäischen Ladies Tour LET. 
  • Im Jahr 2023 gab es sensationelle Erfolge bei internationalen Turnieren, darunter die beiden Goldmedaillen bei der Marisa Scaravatti Trophy für die Frauen AK 50 und AK 65. 
  • Die Schweizer Seniorinnen gewannen wiederum mit hervorragendem Spiel Bronze bei der European Senior Ladies Team Championship in El Saler, Spanien.

Chiara Tamburlini und andere junge Golferinnen verzeichneten 2023 bemerkenswerte Erfolge und Aufstiege in den Ranglisten. Der Anstieg der Preisgelder und Sponsoren für den Frauengolfsport trug zu einem erhöhten Interesse und Engagement bei.

Albane Valenzuela sowie Kim und Morgane Métraux sind «Botschafterinnen des Schweizer Golfverbands» und spielen auf international renommierten Touren. Swiss Golf unterstützt ihre Leistungen und ist stolz darauf, dass sie den Schweizer Golfsport weltweit repräsentieren.

Fazit

Die faszinierende Reise des Frauengolfs in der Schweiz von seinen Anfängen bis heute – Teil 2

Interview

Schlusswort von Sophie Ducrey

Wenn man die Geschichte des Frauengolfs in der Schweiz betrachtet, sieht man, dass der Schweizer Golfverband (Association Suisse de Golf) Frauen stets unterstützt hat. Frauen nahmen schon früh an Trainingslagern sowie an nationalen und internationalen Turnieren teil, ebenso wie die Männer. Die Frauen müssen sich nicht vor den Männern verstecken, da ihr Niveau bei Europa- oder Weltmeisterschaften oft vergleichbar ist.

Mit den Jahren und der Entwicklung des Spiels wurden einige junge Amateurspielerinnen zu Profis (Beispiele dafür sind Carole Charbonnier, Régine Lautens, Evelyn Orley und die Métraux-Schwestern). Programme wie «Golf4Girls» wurden ins Leben gerufen, um das Frauengolf in der Schweiz zu fördern. Die Generation der Spielerinnen von 1968–1990 (darunter Evelyn und Jackie Orley, Régine Lautens, Marie-Christine de Werra, Sandra Storjohann) hat einer neuen Generation exzellenter Spielerinnen Platz gemacht, die Profis geworden sind (wie Albane Valenzuela, Kim und Morgane Métraux, Caroline Rominger und Chiara Tamburlini). Jede Generation überlässt einer neuen Generation weiblicher Spielerinnen das Feld, deren Niveau dem der männlichen Spieler in nichts nachsteht.

Aus gesellschaftlicher Sicht ist ebenfalls bemerkenswert, dass sich in den Clubs Frauenabteilungen entwickeln, mit Turnieren und Trainingslagern speziell für Frauen. Das Frauengolf ist innerhalb der Clubs nicht zu vernachlässigen, was sich an der wachsenden Zahl der verschiedenen Teams zeigt, die jährlich an den Schweizer Interclub-Meisterschaften teilnehmen, und am konstant steigenden Niveau dieser Teams. Obwohl sicherlich noch einiges getan werden kann, ist die Entwicklung des Frauengolfs in der Schweiz sowohl im Breitensport als auch im Spitzensport sehr ermutigend.

KOMMENTAR: Was Schweizer Golferinnen zum Frauengolf sagen

Abkürzungen

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